„Zwiegespräche“ statt Streitgespräche …
Eine erfüllte und glückliche Partnerschaft ist für die meisten Menschen eines der wesentlichsten Lebensziele. Dennoch gibt es nicht selten Schwierigkeiten, eine Paarbeziehung auf Dauer erfüllend und lebendig zu gestalten. Nicht aufzulösende Konflikte, eskalierende Streits oder „Kalten Krieg“ mit dem Menschen zu erleben, von dem man sich Liebe und Verständnis wünscht, der einem am nächsten steht und bei dem man sich am verletzlichsten fühlt, kann schwere persönliche Krisen auslösen. All dies führt bei vielen Paaren zu Verzweiflung, Depressionen, Krankheiten oder schmerzhaften Trennungen.
Während es manchen Menschen zu gelingen scheint, eine befriedigende Beziehung mit einem passenden Partner zu leben, eilen andere von einer Affaire zur nächsten oder erleben Leere und Stagnation und haben heimliche Affairen, weil die sexuelle Lust verloren gegangen ist.
Was braucht es, was muss gelernt werden, um eine erfüllte Beziehung leben zu können? Ist die Partnerwahl schon ausschlaggebend für den späteren Erfolg der Beziehung? Aber gerade hier können wir uns ja kaum aussuchen, in wen wir uns verlieben und von welchem Menschen wir uns angezogen fühlen.
Harville Hendricks, der Begründer der Imagotherapie meint, wir könnten unseren Gefühlen bei unserer Partnerwahl vertrauen. Es ist nicht falsch oder dumm, wenn wir uns gerade in jemanden verlieben, der uns in unseren verletzlichsten Bereichen frustriert, denn gerade in den Aspekten meines Partners, unter denen ich am meisten leide, liegt auch mein größtes Wachstumspotential. Genau die Integration dieser seiner ungeliebten Anteile in meine Persönlichkeit verhilft mir selber zur Ganzheit und erschließt mir bisher verdrängte, aber wichtige Lebensmöglichkeiten, die ich in meiner Entwicklung opfern musste.
Andererseits gibt es auch Beziehungen, die auf Dauer nicht lebbar sind oder ein derartig destruktives Potential freisetzen, dass ein „Ende mit Schrecken“ doch für alle Beteiligten die beste Lösung ist.
Ich begleite Paare, die an ihrer Beziehung arbeiten möchten und Paare, die vor der Entscheidung für oder gegen ihre Beziehung stehen.
Mein Ansatz zur Paartherapie ist inspiriert von den Persönlichkeitsentwicklungstheorien nach Rogers, der Bindungstheorie Bowlbys und der Imagotherapie nach Hendricks und der gewaltfreien Kommunikation nach Rosenberg. Je nachdem, in welchem Bereich das Paar „feststeckt“, entwickeln wir gemeinsam Lösungsmöglichkeiten und Veränderungsansätze, die auch im Alltag verwirklichbar sind.
Ziele einer Paartherapie können sein:
- Eine klare Entscheidung für die Beziehung zu fällen und die Energie statt in Streit, Flucht oder Trennungsversuche in den Aufbau der Beziehung zu investieren.
- Im Fall einer Trennung, diese bewusst verarbeiten, sich friedvoll voneinander lösen und um wichtige Erfahrungen und Selbsterkenntnisse reicher eine neue Verbindung eingehen können.
- Die Streitmuster und Grundkonflikte in der Beziehung aufdecken, deren Ursprung verstehen und somit Akzeptanz und Verständnis für sich selbst und den Partner entwickeln.
- Sexualität und Intimität als Kraftquelle der Beziehung erschließen oder wiederbeleben.
- mit Konflikten konstruktiv(er) umgehen lernen.
- die Kommunikation verbessern.
- eine ganzheitlichere Persönlichkeit durch die Herausforderungen in der Beziehung werden.
- einander die Liebe schenken, die beide Partner zur Heilung Ihrer Kindheitsverletzungen und zur Entwicklung Ihrer Persönlichkeit brauchen.
„Vielleicht kann ich das, was ich tief im Innern wirklich bin,
entdecken und ihm näherkommen.
Manchmal bin ich zornig und wütend, manchmal zärtlich und liebevoll,
und gelegentlich bin ich schön und stark oder wild und schrecklich
– vielleicht kann ich mich als diese vielschichtige Person,
die ich bin, akzeptieren.
Vielleicht kann ich ganz offen diese Person sein. Wenn mir das gelingt,
dann kann ich meinen eigenen, selbst erfahreren Werten entsprechend leben,
obwohl mir bewusst ist, was die Gesellschaft von mir erwartet.
Vielleicht kann ich dann ein wirklicher Partner sein,
weil ich dabei bin, eine wirkliche Person zu werden.
Vielleicht gelingt es mir auch, meinem Partner Mut zu machen,
seinem Weg zu einer eigenständigen Persönlichkeit zu folgen.“
(Carl Rogers)
Wir brauchen jemanden, der uns wirklich Aufmerksamkeit schenkt und der uns ganz fest hält. Wir brauchen es manchmal, dass unser Partner uns sehr nahe ist und dass er seine Emotionen auf eine Weise zeigt, die uns bewegt und die Verbindung zu uns herstellt.
Susan M. Johnson